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Image by Wolfgang Hasselmann

Resonanztheorie

Laut Hartmut Rosa ist die moderne Gesellschaft dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nur durch eine beschleunigte Dynamik zu stabilisieren vermag. Sie ist auf Steigerungszwang, auf Wachstum und auf Innovation angewiesen, was die Menschen untereinander entfremdet. Dies führt dazu, dass der Mensch orientierungslos und ständig unter Druck steht um sich anzupassen und mitzuhalten.  Dadurch bleibt wenig Spielraum für tiefe und lebendige Verbindungen und damit Resonanzbeziehungen.

Der Mensch kann sich immer weniger von Orten, Menschen oder von der Natur inspirieren lassen und sich mit dem anderen verbinden. Ein gelungenes Leben beruht u.a. auf einer schöpferischen und eigenwirksamen Lebensweise, wo ich mich berühren lasse und andere bewegen kann. 

 

Resonanz ist ein Grundbedürfnis des Menschen, er ist ein resonanzfähiges Medium. Jeder hat eine eigene Schwingung in seiner Eigenfrequenz. Es ist die Frage, wie er die Welt erlebt; ist sie entgegenkommend oder abweisend.

 

Wer wir sind, erkennen wir durch die Resonanz mit dem anderen - durch die Selbstwahrnehmung, spüre ich wie ich bin. Solange die Rahmenbedingungen positiv sind, basierend auf Wertschätzung, Anerkennung und gelebte Beziehungen, können Resoanzerfahrungen stattfinden.

 

So kommt es auf den Einzelnen an, ob und wie er bereit ist, auf Resonanzbeziehung einzugehen und auf einen Teil seiner Autonomie zu verzichten. Wenn der Mensch von einer Sache oder einem Thema berührt und ergriffen ist, wo er sich eigenwirksam einsetzen kann, geht er in eine Resonanzbeziehung ein und begeistert sich selbst und inspiriert andere.

Image by Ryoji Iwata

Die Intensität einer Resonanz ist inhaltslos. Du erlebst es in allen Zuständen, in Trauer sowie in Angst, Wut oder Freude. 

 

Resonanzerfahrungen sind ohne kulturelle Wertungen und Vorannahmen. Resonanz entsteht auch mit denen, die anders denken.

 

Du fühlst dich dann kreativ und inspiriert, innerlich mit mir verbunden, leicht und lebendig, offen für neue Lebensimpulse

Eine Resonanzbeziehung ist das Dazwischen, das Prozesshafte, die Verbundenheit und wird zu einem Geschehen, einer Bewegung zwischen mir und meinem Gegenüber. Wir überschreiten immer unsere Grenzen des eigenen Raums und wirken, wenn auch unbeabsichtigt, auf den anderen ein. Wir tauschen miteinander Energie aus, in Form von Wärme, Gefühlen und Aufmerksamkeit. Wir beziehen uns aufeinander und daraus entsteht die Vertrautheit. Wir gleichen eigene intuitive Schwingung mit dem Gegenüber ab.

 

Resonanz gibt vor, wie sich eine Beziehung entwickelt. Sie kann motivieren und wärmen oder abweisen. Das Wie wandelt uns und verändert stets die Verbindung. Das Mitschwingen ist grundlegend in jeder Beziehung und wird im Geben und Empfangen reproduziert. 

Jeder möchte berührt, wahrgenommen und bewegt werden. So nehme ich das Innenhafte von mir bewusst wahr und bewege mich emotional. Dann sind es gefühlte Worte und Gesten, die den anderen anregen, denn wer sich selbst nicht mehr spürt, wird auch andere nicht spüren. Wenn ich den anderen respektiere und aufwerte, dann sehe ich ihn und zeige, dass er mir wichtig ist: Ich sehe dich! Du bist da! Resonanz schenkt Beachtung. 

Das Gegenteil von Resonanz ist die Entfremdung. In dem Zustand verstummt die Welt um dich herum und du erfährst keine Antwort ohne Verbindung zum Anderen. Bei Verachtung werde ich nicht wahrgenommen und wertgeschätzt. Ich lebe in der Angst, nicht gesehen zu werden. Dissonanz entsteht bei Misstrauen, bei einer destruktiven Fehlerkultur. Wie schon oben erwähnt, ist der grösste Gegner der Resonanz der Vergleich und der Leistungszwang.

Beispiele​

​Ein Kursleiter, der andere inspiriert und selbst lernen will. Alle sind gleichwertig an dem Prozess beteiligt und wollen das Thema gemeinsam bewegen. Der Raum knistert vor Inspiration und Begeisterung. Er nimmt jede Äusserung ernst und macht sich dazu Notizen. Die Teilnehmenden gestalten die Fortbildung mit und die Leiterin lernt mit von ihnen. Das Thema bleibt nicht auf vorgefertigten Power Point Präsentationen stecken.

 

Bei einer Begehung des Betriebs bedankt sich der Besucher und sagt mit leuchtenden Augen, er sei so ergriffen und inspiriert von der Arbeit und dem Team, dass er am liebsten gleich hier mitarbeiten wolle.

 

Ein Lehrer, der in Mexiko lebt, inspirierte die ganze Schule mit seiner Resonanzpädagig, seine Leistung wurde verfilmt:

Radical - Eine Klasse für sich, Mexiko, USA von Christopher Zella

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