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Resonanz bei Hartmut Rosa

Laut Hartmut Rosa ist die moderne Gesellschaft dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nur durch eine beschleunigte Dynamik zu stabilisieren vermag.

 

Sie ist auf Steigerungszwang, Wachstum und Innovation angewiesen. Das entfremdet die Menschen untereinander. Dadurch wird der Mensch orientierungslos und steht ständig unter Druck um sich anzupassen und mitzuhalten.

 

Es bleibt wenig Spielraum für tiefe und lebendige Verbindungen und damit Resonanzbeziehungen.

Resonanz beim Menschen und deren Bedeutung

 

Der Mensch kann sich immer weniger von Orten, Menschen oder von der Natur inspirieren lassen

und sich mit dem anderen verbinden. Ein gelungenes Leben beruht auch auf einer schöpferischen und eigenwirksamen Lebensweise, wo Du dich berühren lässt und andere bewegen kannst.

Es geht darum, im Einklang mit der Welt um uns herum zu sein, sowohl mit der Natur als auch mit unseren Mitmenschen.

 

Resonanz ist ein Grundbedürfnis des Menschen, denn er ist ein resonanzfähiges Medium.

Jeder hat eine eigene Schwingung in seiner Eigenfrequenz. Alle unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen erzeugen Schwingungen, die auf uns selbst und unsere Umgebung wirken und Reaktionen in Form von Resonanz hervorrufen. Es bedeutet, dass sich Menschen aufeinander einstellen, auf einander reagieren, Bezug nehmen und sich gegenseitig beeinflussen.

 

Jeder möchte berührt, wahrgenommen und bewegt werden.

Denn nur wer sich selbst spürt, wird auch andere spüren. Wenn ich den anderen respektiere und aufwerte, dann sehe ich ihn und zeige, dass er mir wichtig ist. Resonanz schenkt Beachtung.

Die eigene Resonanz kann die innere Welt des Gegenübers erreichen und eine gemeinsame Ebene des Verstehens schaffen.

 

Das Gegenteil von Resonanz ist die Entfremdung.

In dem Zustand verstummt die Welt um dich herum und Du erfährst keine Antwort oder Verbindung zum Anderen. Bei Verachtung wirst Du nicht wahrgenommen und wertgeschätzt. du lebst in der Angst, nicht gesehen zu werden. Dissonanz entsteht bei Misstrauen, bei einer destruktiven Fehlerkultur.

 

Der grösste Gegner der Resonanz sind Vergleich und Leistungszwang.

Image by Anastasiya Badun

Die Intensität einer Resonanz ist inhaltslos, urteilsfrei und ohne kulturelle Wertungen.

 

Du erlebst es in allen Zuständen

  • Trauer

  • Angst

  • Wut

  • Freude

  • Anders denken

 

Du fühlst dich dann

  • kreativ

  • inspiriert

  • innerlich mit dir verbunden

  • leicht und lebendig

  • offen für neue Lebensimpulse

Beispiele​

Von der Entfremdung zur Selbstwirksamkeit

Eine Intensivstation war geprägt von Erschöpfung und emotionaler Taubheit. Die Pflegekräfte fühlten sich wie Funktionsträger, nicht wie Menschen. Ich führte das "Resonanz-Barometer" ein: Täglich fragten sie sich: "Bin ich heute in Resonanz oder Entfremdung?" Eine erfahrene Schwester erkannte: "Ich hatte aufgehört zu spüren, weder mich noch die Patienten." Durch bewusste Mikro-Pausen und Achtsamkeitsmomente fanden sie zurück zur Selbstwahrnehmung. "Jetzt merke ich wieder, wenn meine Batterien leer sind und kann gegensteuern", sagte sie. Die Krankheitstage sanken um 40%, weil sie wieder Selbstwirksamkeit erlebten.

Verfügbarkeit statt Effizienz

Ein Elektronikgeschäft optimierte nur noch Verkaufszahlen, was pure Entfremdung ist. Der Filialleiter stellte eine radikale Frage: "Wann warst du zuletzt wirklich verfügbar für einen Kunden?" Ein Verkäufer berichtete von seinem Wandel: Statt schnell abzufertigen, wurde er präsent für eine ältere Dame mit ihrem neuen Smartphone. "Ich spürte ihre Unsicherheit und ihre Freude gleichzeitig. In diesem Moment war ich ganz da." Diese Verfügbarkeit wurde ansteckend. Kunden spürten die Veränderung und die Weiterempfehlungsrate stieg um 55%.

Weltbeziehung statt Weltentfremdung

Sachbearbeiter einer Bürgersprechstunde hatten jede Beziehung zu ihrer Arbeit verloren, was reine Weltentfremdung ist. . Ein neuer Abteilungsleiter führte "Sinn-Reflexionen" ein: "Wie berührt mich das, was hier geschieht?" Eine Mitarbeiterin erzählte von ihrem Durchbruch: Bei einer Rentenanfrage sah sie plötzlich nicht mehr nur den "Fall 4711", sondern einen Menschen mit 45 Arbeitsjahren und Zukunftsängsten. "Ich spürte wieder, dass meine Arbeit wichtig ist, und das für echte Menschen mit echten Sorgen." Die Bürgerzufriedenheit stieg messbar.

Resonante vs. stumme Weltbeziehung

Eine Mutter beschrieb ihre Beziehung zum 15-jährigen Sohn als "stumme Koexistenz".  klassische Beziehungsentfremdung. Wir arbeiteten an ihrer Verfügbarkeit: Statt nebenbei zu hören, wurde sie vollkommen präsent. "Ich legte das Handy weg und schaute ihn wirklich an." Plötzlich spürte sie seine Verletzlichkeit hinter der trotzigen Fassade. "Es war, als würde ich ihn zum ersten Mal richtig sehen." Der Sohn öffnete sich, weil er echte Resonanz spürte,  ihre authentische emotionale Berührung durch sein Erleben.

Resonante Führung

Ein Maschinenbauunternehmen litt unter "stummer" Führung. Die Geschäftsleitung war emotional nicht erreichbar. Der neue CEO praktizierte bewusste Verfügbarkeit: Bei Rundgängen fragte er nicht nach Kennzahlen, sondern: "Wie geht es dir mit deiner Arbeit?" Ein alter Facharbeiter antwortete überrascht: "Lange hat mich niemand mehr als Mensch gefragt." Diese resonante Haltung als echtes Interesse statt funktionaler Kommunikation veränderte das Betriebsklima fundamental. Die Mitarbeiter fühlten sich wieder als Menschen gesehen, nicht nur als Produktionsfaktoren.

Das Kernprinzip

In allen Fällen geschah dasselbe: Menschen bewegten sich von Entfremdung (stumme Weltbeziehung, fehlende Selbstwirksamkeit, mangelnde Verfügbarkeit) hin zu Resonanz (lebendige Weltbeziehung, gespürte Wirksamkeit, echte Präsenz). Das Ergebnis war immer messbar und nicht nur in Zahlen, vor allem  aber in der Qualität menschlicher Begegnungen.

 

Image by Stefan Cosma
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